Hackmair: „Seit meiner Verletzung denke ich über viele Dinge ganz anders“

Drei Jahre lang ging es für Peter Hackmair nur bergauf. Ein Kreuzbandriss sowie Aduktorenprobleme läuteten allerdings ein fast zweijähriges Tief ein. Mit seinem Tor zum 1:0-Endstand beendete der 23-Jährige die seit 1999 bestehende Negativserie der Wikinger im Horr-Stadion

Volkszeitung: Gab es in den vergangenen zwei Jahren auch Momente, in denen Sie keine Hoffnung mehr hatten?
Peter Hackmair: Im Frühjahr habe ich zum ersten Mal den Gedanken zugelassen, wie mein Leben ohne Fußball aussehen könnte. Der Kreuzbandriss ist extrem schnell verheilt, aber dann sind Aduktorenprobleme dazugekommen. Das kam ganz schleichend und ist immer schlimmer geworden. Auch die Ärzte konnten mir nicht mehr helfen. Im Juni sind die Schmerzen langsam immer weniger geworden. Jetzt macht mir das Fußballspielen wieder richtig Spaß.

Volkszeitung: Was haben Sie aus dieser schwierigen Phase für sich gelernt?
Hackmair: Dass Fußball nicht das Wichtigste im Leben ist. Es ist nach wie vor mein Traumberuf, aber meine Freundin Marie-Therese und meine Familie stehen an erster Stelle. Für meine Freundin war es eine mühsame Zeit, weil ich wegen der Schmerzen manchmal ziemlich grantig war. Aber sie haben zu mir gestanden und mich immer wieder aufgebaut.

Volkszeitung: In einem Gespräch mit Drazen Svalina hat dieser vor zwei Wochen gemeint, dass Sie bald wieder ganz oben sind – und er hat Recht behalten. Woher kennen Sie sich?
Hackmair: Er war mein Trainer in der Akademie. Vor eineinhalb Jahren haben wir uns zufällig getroffen und er hat mich zu sich nach Hause auf einen Kaffee eingeladen. Seither haben wir wieder Kontakt. Ich frage ihn um Rat oder wir analysieren gemeinsam ein Spiel. Manchmal ratschen wir einfach so. Er ist der beste Trainer den ich je hatte – und ein toller Mensch. Ich bin ihm sehr dankbar für seine Hilfe und hoffe, dass er bald wieder bei einem guten Klub Trainer wird.

Volkszeitung: Wer hat Sie in der schwierigen Zeit unterstützt?
Hackmair: Marie-Therese, meine Familie und meine engsten Freunde. Sie haben mich abgelenkt und mich auf andere Gedanken gebracht. Schulterklopfer gibt es viele, aber mit der Zeit merkt man, wer es ehrlich mit einem meint.

Volkszeitung: Wie groß ist Ihre Angst vor einer neuerlichen Verletzung?
Hackmair: Im Frühjahr konnte ich meine eigenen Erwartungen aufgrund der Schmerzen nie erfüllen. Das hat mich total blockiert. Jetzt ist das alles vergessen, Angst habe ich keine.

Volkszeitung: Haben Sie einen Plan-B, falls es mit dem Fußball nicht mehr klappen sollte?
Hackmair: Solange es geht und ich Spaß habe, werde ich Fußballspielen. Aber ich muss nicht zwingend bis 35 Profi sein. Seit meiner Verletzung denke ich über vieles anders. Darum habe ich mit einem Fernstudium in Wirtschaftswissenschaft begonnen. Nicht nur in Hinblick auf die Zukunft, ich will auch jetzt geistig gefordert sein. Wenn ich für eine Prüfung lerne, dann spiele ich meistens sogar besser. Psychologie-Kurse habe ich auch gemacht, vielleicht studiere ich es irgendwann auch.

Volkszeitung: Es könnte also sein, dass Sie später als Psychologe arbeiten?
Hackmair: Gut möglich. Ich werde mich bestimmt nicht auf den Fußball versteifen.


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