Die Weichen sind gestellt

Zwei gemeinnützige Vereine, vier Kapitalgesellschaften – im Sommer stimmten die Vereinsmitglieder für neue Strukturen und einen neuen, großen Vorstand. Die SV Ried hat damit die Weichen für eine professionelle Zukunft des Vereins gestellt. Wie diese neuen Strukturen aussehen und welche Vorteile diese Strukturen mit sich bringen, erklärt Ehrenpräsident und Vereinsanwalt Mag. Peter Vogl im Interview.

Mag. Peter Vogl kennt die SV Ried so gut wie kaum ein anderer. 1995 wurde er Vorstandsmitglied, nach dem Abstieg 2003 Präsident. Nach dem Wiederaufstieg im Jahr 2005 wurde Vogl zum Ehrenpräsidenten ernannt. Die neuen Strukturen hat das jetzige Präsidiumsmitglied in seiner Funktion als Vereinsanwalt und auch aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung bei der SV Ried federführend mitgestaltet.

 

Peter Vogl, warum wurde diese Reform im Sommer durchgeführt?

 

Diese Reform trägt dem Umstand Rechnung, dass das operative Geschäft im Profi-Fußball ausschließlich von hauptberuflichen Mitarbeitern durchgeführt wird. Es gibt seit mehr als zehn Jahren mit Stefan Reiter einen Sportdirektor, seit 1995 mit Xandi Mitterhofer eine Finanzchefin und seit 15. November mit Günter Lechner einen neuen Marketing-Geschäftsführer. Der Vorstand hat somit ganz andere Aufgaben. Die Vorstandsmitglieder sollen die Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft gewährleisten. Diese regionale Wirtschaft ist für den Verein, der von Sponsorengeldern abhängig ist, besonders wichtig. Darüber hinaus sollen die Vorstandsmitglieder gewisse funktionelle Managementaufgaben sicherstellen. Aus diesem Grund haben wir einen großen Vorstand installiert.

 

Wie sehen diese Managementaufgaben aus?

 

Wir haben im Vorstand zum Beispiel Experten für Recht, Steuerrecht, Finanzen, Bau, Marketing und Vertrieb, mit denen wir die Ausschüsse beschicken. Der Verein kann auf dieses Wissen und das Netzwerk der Vorstandsmitglieder kostenlos zugreifen. Der gesamte Vorstand arbeitet natürlich ehrenamtlich. In das operative Tagesgeschäft ist der Vorstand nicht mehr eingebunden. Bei anderen Profi-Vereinen wie der Austria oder Sturm ist es genauso. Es ist eine Entwicklung hin zu einer weiteren Professionalisierung und weg vom Funktionärstum. Der Vorstand ist ein Aufsichts- und ein beratendes Organ.

 

Es gibt jetzt bereits drei Kapitalgesellschaften. Bald soll es noch eine vierte geben?

 

Das nächste Ziel ist jetzt noch die Auslagerung des Spielbetriebs der Profi-Abteilung in eine GmbH mit zwei Geschäftsführern. Das Präsidium wird der Aufsichtsrat dieser Profi-Sport GmbH sein. Die SV Ried besteht dann aus sechs Rechtspersonen – aus zwei gemeinnützigen Vereinen und vier Kapitalgesellschaften (siehe Grafik). In zwei dieser Gesellschaften ist die Infrastruktur enthalten. Und in zwei operativen Gesellschaften der Profi-Sport und die Wirtschaftsbetriebe für Gastronomie und Merchandising. Diese Struktur hat natürlich auch steuerliche Gründe.

 

Aber auch die Bundesliga-Lizensierung spielt dabei eine wichtige Rolle?

 

Ich erwarte, dass die Auslagerung in eine Profi-Sport GmbH für das Lizenzierungsverfahren der Saison 2016/17 verpflichtend vorgeschrieben werden wird. Die Bundesliga wird von der Finanzverwaltung dazu gezwungen sein – jedenfalls dann, wenn der Erlass so umgesetzt wird, wie es der Entwurf des Finanzministeriums jetzt vorsieht.

 

Welche konkreten Vorteile hat die neue Struktur?

 

Für den Verein ist die Sicherheit höher, der gesamte „Konzern“ ist dadurch nachhaltig aufgestellt. Das operative Betriebsrisiko liegt dann in den Gesellschaften und nicht mehr im gemeinnützigen Verein. Die Profi-Sport GmbH wird zu 100 Prozent Eigentum des Vereins SV Ried sein. Das ist auch ganz transparent im Firmenbuch einzusehen. Die Lizenzbestimmungen besagen ohnehin, dass der Verein die Mehrheit in der Profi-Sport GmbH haben muss. Der Verein kann sich deshalb keinen Investor herein holen, der die Mehrheit hat. Die Fans müssen sich also keine Sorgen machen, dass irgendein Investor ans Ruder kommt. Beteiligungen sind zwar möglich, aber auch diese sind für unseren Verein jedenfalls nicht beabsichtigt. Mit dieser Umstrukturierung ist der Verein für die nächste Dekade bestens aufgestellt.

 

Welche Bedeutung haben Infrastrukturen wie Stadion oder Akademie für den Verein?

 

Es wird jetzt auch in das neue Trainingsgebäude investiert, das 2015 errichtet werden soll. Die Finanzierung ist durch die Förderzusage des Landes Gott sei Dank gesichert. Die Umstrukturierung führt dazu, dass die SV Ried in ihren Tochtergesellschaften entsprechendes Vermögen besitzt. Das Stadion und die Akademie gehören seit zehn Jahren dem Verein. Dies sieht für unseren Verein im Lizenzierungsverfahren bonitätsmäßig natürlich sehr gut aus, weil unser Vermögen nicht ausschließlich auf irgendwelchen Transferrechten beruht. Aktuell gibt es in der Bundesliga keinen anderen Verein, der über ein solches Liegenschaftsvermögen verfügt. Die Umstrukturierung dient auch dazu, dass dieses Vermögen ordentlich erhalten und verwaltet werden kann. Von Stadion, Akademie oder Trainingsgebäude kann man sich zwar für das Tagesgeschäft nichts herunterschneiden, es lässt einen aber ruhiger schlafen.

 

Dieses Betriebsvermögen ist also ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor für die Zukunft des Vereins?

 

Vor 20 Jahren, zu Beginn des sportlichen Aufstiegs, war der Verein praktisch vermögenslos. Wenn diese Infrastruktur nicht geschaffen worden wäre, würde es heute ganz sicher die SV Ried nicht mehr geben. Das ist auch der wesentliche Unterschied zu Vereinen wie Wels, Steyr, FC Linz. Liegenschaftsvermögen schafft Sicherheit, aber auch Verantwortung. Den Abstieg im Jahr 2003 hätten wir jedenfalls wirtschaftlich nicht überlebt, wenn uns damals nicht das Stadion schon gehört hätte.