Stefan Reiter: „Für mich unser Spieler des Jahrhunderts“
„Für uns ist dieser Rücktritt natürlich nicht einfach. Wir verlieren mit ihm ja nicht nur einen großen Sportsmann, sondern einen wunderbaren Menschen, der im so schnelllebigen Profi-Fußball-Geschäft immer Größe gezeigt hat. Oliver ist in jeder Hinsicht für jeden ein Vorbild. Wir haben nächstes Jahr unsere 100-Jahr-Feier. Und obwohl wir viele Spieler hatten, die in der Nationalmannschaft gespielt haben oder international Karriere gemacht haben, ist für mich jetzt schon klar, wer der Spieler des Jahrhunderts der SV Ried sein wird“, sagt SVR-Manager Stefan Reiter. „Wir werden uns über seine Zukunft ausführlich Gedanken machen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Oliver in welcher Form auch immer bei uns tätig sein wird. Was viele vielleicht gar nicht wissen: Er hat ja jetzt schon als ehrenamtlicher Funktionär bei uns in der Nachwuchs-Akademie mitgearbeitet.“
Oliver Glasner über seine Entscheidung, die Karriere zu beenden:
„Ich habe im Krankenhaus in Kopenhagen schon darüber nachgedacht, ich hatte ja sehr viel Zeit. Die Entscheidung habe ich dann im Krankenhaus in Ried getroffen. Die Ärzte haben mir abgeraten, wieder zu spielen. Auch ich habe mir gedacht, dass es einfach nicht mehr dafür steht, für ein halbes Jahr Fußball irgendetwas zu riskieren. Das wäre meiner Familie und auch mir gegenüber sehr fahrlässig. Es war für mich die erste Verletzung, bei der ich nicht mehr diesen unbedingten Willen verspürte, wieder zurückkommen zu müssen. Ich war sonst immer sehr ehrgeizig, ich habe jetzt aber abgeschlossen und es ist der richtige Zeitpunkt. Natürlich ist mir diese Entscheidung wahnsinnig schwer gefallen. Der Fußball war 30 Jahre das bestimmende Element in meinem Leben. Ich war wahnsinnig gern bei der Mannschaft, das war mir sehr ans Herz gewachsen. Auch die Situation in Kopenhagen hat mir wieder gezeigt, was diesen Verein auszeichnet. Das Sportliche war zweitrangig. Allen war wichtig, dass es mir gut geht und alles war dem untergeordnet. Das rechne ich Stefan Reiter und allen Verantwortlichen des Vereins sehr hoch an.“
Über seine Zukunft:
„Ich will jetzt einmal ganz gesund werden. Diese Zeit will ich mir jetzt nehmen. Mit Stefan Reiter habe ich vereinbart, dass wir uns im Herbst dann einmal zusammen setzen und nachdenken, in welcher Form ich weiter im Verein tätig sein könnte. Ab Jänner würde ich gerne in irgendeiner Funktion für den Verein arbeiten.“
Über die Unterstützung in den vergangenen Wochen:
„Ich möchte mich beim Verein für die großartige Unterstützung sehr bedanken. Ganz besonders bei Stefan Reiter, der sich hier so für mich engagiert hat. Bei meiner Frau Bettina, weil es für mich sehr wichtig war, dass in Kopenhagen eine Vertrauensperson an meiner Seite war. Beim Ärzteteam in Kopenhagen, die – wie auch die Ärzte in Ried bestätigt haben – eine tolle Arbeit gemacht haben. Beim ganzen Team im Krankenhaus Ried, die mich optimal betreut haben und mir sehr viel Ruhe ermöglicht haben. Und bei allen Medienvertreten, die alle meinen Wunsch respektiert haben, nicht kontaktiert zu werden und sich mit den Informationen des Vereins begnügt haben. Diese Ruhe hat zum positiven Heilungsverlauf sehr viel beigetragen.“
Über seinen momentanen Gesundheitszustand:
„Mir geht es sehr gut, ich bin eigentlich wieder völlig hergestellt und brauche so gut wie keine Schmerzmittel mehr. Ich habe noch leichte Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen – das ist laut den behandelnden Ärzten nach so einer Operation aber normal. Ich mache deshalb in Ried zwei Mal pro Woche eine Therapie, nach drei bis sechs Monaten sollte dann wieder alles o.k. sein. Die Ärzte haben bereits nach meiner Rückkehr nach Ried eine deutliche Besserung festgestellt, sie sind mit dem bisherigen Heilungsverlauf sehr zufrieden. Ich muss mich jetzt körperlich noch schonen, gehe aber jetzt schon eine halbe Stunde bis eine Stunde spazieren, um den Kreislauf anzuregen. Ich darf aber noch nicht zu viel tun. Ich bin am vergangenen Donnerstag nach Hause gekommen und habe mir das Europa League-Spiel gegen PSV Eindhoven schon zuhause angesehen. Ich werde jetzt auch mit der Mannschaft nach Eindhoven zum Rückspiel fliegen. Mir ist das sehr wichtig, dass ich da dabei sein kann. Von den Ärzten habe ich dafür grünes Licht bekommen, es spricht nichts dagegen.“
Über den Tag der Operation in Kopenhagen:
„Ich habe mich nach dem Training entschieden, nicht zu spielen, weil ich bei den Kopfbällen doch leichte Schmerzen gehabt habe. Und ich dachte mir, dass ich der Mannschaft sicherlich nicht helfe, wenn ich verhalten und nicht voll spiele. Nach dem Training bin ich dann ins Zimmer gegangen, habe meine Frau Bettina angerufen und ihr gesagt, dass ich nicht spielen werde. Dann bin ich duschen gegangen und habe unter der Dusche starke Kopfschmerzen bekommen. Thomas Gebauer war auch im Zimmer und ich habe ihm gesagt, dass er den Doktor holen soll. Von da an weiß ich nichts mehr. Leichte Erinnerungen habe ich an das erste Krankenhaus in Kopenhagen. Ich habe noch kurz meine Frau angerufen und ihr gesagt, dass ich in eine Spezialklinik überstellt werde. Dann weiß ich bis nach der Operation gar nichts mehr. Um etwa fünf Uhr in der Früh bin ich munter geworden. Und ich weiß nicht mehr woher, aber ich habe gewusst, dass wir 2:4 verloren haben und aufgestiegen sind. Ich habe dann noch ein paar Glückwunsch-SMS geschickt und habe dann wieder weitergeschlafen.“
Über die Schwere der Verletzung:
„Mir war das die ersten ein, zwei Tage nicht so bewusst. Es war da für mich wie bei einer Fußverletzung, ich konnte die Tragweite nicht abschätzen. Am übernächsten Tag haben mir die Ärzte dann die CT-Bilder gezeigt. Der Bluterguss hatte das Gehirn schon stark verdrängt. Sie haben mir gesagt, dass sie den Druck haben wegnehmen müssen. Die Operation war also dringend erforderlich.“
Über das Probetraining:
„Ich wollte das Probetraining unbedingt machen. Und rückblickend war das auch die richtige Entscheidung. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich gespielt hätte und die Bälle mit noch viel mehr Härte gespielt hätte. Das Training war richtig, weil diese Entwicklung sonst auch nicht auszuschließen gewesen wäre. Und ich wollte ja auch unbedingt spielen.“