Dieter, was waren deine Gedanken, als du das Angebot der SV Ried bekommen hast?
Es war eine große Freude für mich, dass ich die Chance bekomme, in der Bundesliga zu arbeiten. Ich habe darauf hingearbeitet – dabei hat mir vor allem die Arbeit in der Akademie Vorarlberg sehr geholfen – und wollte den nächsten Schritt machen. Ich habe aber nicht gedacht, dass es so schnell geht.
Wie sind deine Eindrücke nach den ersten Wochen in Ried?
Man muss das realistisch sehen. Als ich gekommen bin, war die Mannschaft in einer schwierigen Lage und in dieser schwierigen Lage sind wir noch immer. Dennoch ist die Stimmung im Verein, in der Mannschaft, im Trainerteam nicht so, dass man das Gefühl hätte, man spielt gegen den Abstieg. Wir sind alle sehr optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen können. Und dieses Ziel werden wir bis zur letzten Runde mit aller Kraft verfolgen.
Wie siehst du die sportliche Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen Wochen?
Die Mannschaft begreift, worum es geht. Die Spieler erkennen, was das Trainerteam von ihnen will und setzen das auch sehr gut im Spiel um. Wir müssen jetzt aber auch die Ergebnisse abrufen. Es bringt uns nicht viel, wenn wir gut spielen, aber nicht punkten. In den nächsten Spielen, vor allem zuhause, müssen wir überzeugend auftreten. So wie gegen Altach. Das wird der Schlüssel zum Erfolg. Bei der Mannschaft ist schon nach sehr kurzer Zeit die Handschrift des neuen Trainerteams erkennbar.
Die aktuelle Situation ist für die Mannschaft nicht einfach?
Ich sehe sehr viel Gutes bei unserer Mannschaft. Es sind Kleinigkeiten, die noch fehlen, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir hatten zuletzt in jedem Spiel fünf, sechs gute Torchancen. Wichtig ist, dass die Mannschaft an sich glaubt.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Trainerteam?
Es gibt bei uns keine One-Man-Show des Cheftrainers. Das sieht auch Lassaad Chabbi so. Ich bin für ihn eine Vertrauensperson, mache für ihn Analysen und kann mich auch selbst mit den Spielern austauschen. Es ist ganz klar unsere Linie, dass vier Augen mehr sehen als zwei. Ich sehe mich als Stütze des Cheftrainers und es ist eine tolle Erfahrung, auch zu sehen, wie es als Co-Trainer abläuft. In der Bundesliga wird wirklich sehr professionell gearbeitet. Ich versuche meine Erfahrungen bestmöglich weiterzugeben.
Wie sind deine Eindrücke vom Verein und dem Umfeld?
Man hat das Gefühl, dass alles sehr familiär ist. Man fühlt sich einfach wohl. Die Infrastrukturen mit dem neuen Trainingszentrum laden auch dazu ein sich wohlzufühlen. Auch das Umfeld ist sehr gut. Ich habe seit ich hier bin noch keinen schlechten Menschen beim Verein getroffen. Es macht Spaß und es ist sehr motivierend, in Ried zu arbeiten. Ich bin aus Vorarlberg weg, lebe ohne Familie hier. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man bei der Arbeit das Gefühl hat, Teil einer großen Familie zu sein. Es ist für mich bisher in Ried eine tolle Erfahrung.
Stellst du dich bitte privat näher vor?
Ich bin seit 25 Jahren glücklich verheiratet mit Birgit. Wir haben zwei Mädels und einen Sohn. Die Mädels sind 25 und 23 Jahre alt. Sie haben beide Ihr Studium in Innsbruck abgeschlossen und sind jetzt wieder in Vorarlberg. Der Sohn ist 21 und macht gerade Zivildienst. Ich bin sehr stolz auf sie. Ich bin natürlich froh, wenn sie mich bei den Heimspielen so oft wie möglich besuchen. Meine Frau wird zu einem späteren Zeitpunkt nach Ried nachkommen.
Was machst du in deiner Freizeit?
Im Moment zählt nur der Fußball für mich. Wir sind wirklich Tag und Nacht am Arbeiten, deshalb gibt es momentan nicht viel Freizeit. Ich mache meine Spaziergänge, die brauche ich zum Abschalten. Der Fokus liegt aber ganz klar bei der SV Ried. Wenn ich die Gelegenheit habe, Heim zu fahren, nütze ich sie natürlich. Nach Vorarlberg ist es ja keine Weltreise.
Welches Image hat die SV Ried in Vorarlberg?
Die SV Ried hat in Vorarlberg einen sehr guten Namen. Es ist ein bodenständiger Verein, der mit geringen Mitteln schon oft sehr gute Leistungen erbracht hat. Es ist ein Verein, der sich durch Kampfkraft und Zusammenhalt in der Bundesliga etabliert hat. So kennt man in Vorarlberg die Wikinger.
Du hast lange Zeit auch als Sportjournalist in Vorarlberg gearbeitet. Kann man aus diesem Job auch etwas für die Arbeit als Trainer lernen?
Natürlich nimmt man sehr viel Erfahrung mit, die man als Sportjournalist mit Sportdirektoren und Spielern gesammelt hat. Man bekommt einen großen Einblick in das Vereinsleben. Wir haben mit Altach und Austria Lustenau in Vorarlberg ja auch zwei Bundesliga-Klubs. Die eine oder andere Erfahrung kann man da auch in den Job als Trainer mitnehmen.
Wie bewertest du generell die Bundesliga?
Bis auf Salzburg ist alles sehr ausgeglichen. Wenn ich mir ansehe, wie wir in den vergangenen drei Spielen aufgetreten sind, dann bin ich überzeugt davon, dass wir vor keinem Gegner Angst haben müssen. Es ist klar, dass in unserer Situation der mentale Druck natürlich dazukommt.
Am Samstag geht es gegen Rapid. Was dürfen sich die Zuschauer erwarten?
Die Fans dürfen sich eine Mannschaft erwarten, die wirklich alles gibt, damit drei Punkte in Ried bleiben. Wir wissen, was wir zu tun haben. Es braucht natürlich sehr viel, um Rapid zu schlagen. Damir Canadi ist ein guter Freund von mir, ich kenne auch seine Situation sehr gut. Wir werden alles daran setzen, damit wir am Samstag gewinnen.